Projekte

Rien ne va plus

Film

RIEN NE VA PLUS (2005, 30 min, 35 mm) erzählt in zwei fotografischen Bewegungen und als Hommage an zwei Filme – RASHOMON und L’ANNÉE DERNIÈRE À MARIENBAD – die Geschichte von dem Flüchtling Igor und Frau Kah. Sie sterben zur gleichen Zeit und überqueren die Grenze zwischen Diesseits und Jenseits.

Im Schattenreich der Toten, einer Art gespiegelten Parallelwelt, begegnen sie sich zum ersten Mal. Der Film beobachtet die mühevolle Überwindung von Grenzen zwischen Bewegung und Stillstand, zwischen Leben und Tod.

D 2006, 30 Minuten, OV Fassung mit englischen UT, 35 mm, 1:1.85, Dolby SR, s/w

»Mit RIEN NE VA PLUS wollten wir eine Art Denkmal in Form eines »Zeitkristalls« setzen. Uns ging es nicht nur um eine geschliffene Struktur für »Sehende«, wie man Resnais' Film charakterisierte, sondern um die Brechung des Lichtes und der Zeit, die uns verschiedene Welten nebeneinander - sogar ineinander - erscheinen lässt. Es ging uns um das »Ganze der Zeit«, darum, in einem Zeitraum gleichzeitig verschiedene Ereignisse zu zeigen, die zueinander Ähnlichkeiten aufweisen, die sowohl im Diesseits wie auch im Jenseits, sich unablässig wiederholen. Wir befinden uns mit dieser Erzählung an der Grenze zwischen dem Denkbaren und dem Machbaren. Genau diese Überforderung der Sinne und in gewisser Weise die Überforderung der Sinnlichkeit der zentralen Figuren trieb unsere Faszination beim Entwerfen der Geschichte an. »Nichts geht mehr« ist die Übersetzung des Filmtitels, aber in Wirklichkeit halten wir einen wunderbar geschliffenen Edelstein, einen Diamanten ins Licht. Wenn wir in diese Kristallstruktur hineinschauen, dann erscheint vor unseren Augen eine schwindelerregende Welt voller Permutationen, in der »alles möglich« ist.«

(Gusztáv Hámos / Katja Pratschke: Bewegt oder nicht bewegt, das ist die Frage, in: »Viva Fotofilm bewegt-unbewegt«, 2010)

[...] RIEN NE VA PLUS stellt ein kunstvoll komponiertes, bewegtes wie bewegendes Stück über Liebe, Tod und die Grenzen des menschlichen Daseins sowie darüber hinaus dar, dessen Geschichte die beschwerliche Dynamik von existentiellen Veränderungen thematisiert. Dabei treten philosophische Betrachtungen über das Diesseits und das Jenseits als fiktive Dimensionen innerhalb bildlicher Impressionen in Erscheinung, deren Komplexität sich im Gefüge einer klug kalkulierten Filmsprache so elegant wie eindrucksvoll entfaltet.

Der 1955 in Budapest geborene Foto- und Filmkünstler Gusztáv Hámos, der bereits bei Katja Pratschkes Kurzfilmdebüt Fremdkörper von 2001, das sie im Rahmen ihrer Diplomarbeit präsentierte und welches mit dem Deutschen Kurzfilmpreis in Gold prämiert wurde, die Kamera führte, beweist hier gemeinsam mit der vielseitigen Bildkünstlerin erneut, welch anregende Faszination derartige Experimente auf dem Territorium von Fotografie und Film zu erzeugen vermögen. RIEN NE VA PLUS bietet innovatives, kurioses Kunst-Kino, das beinahe nebenbei auch prächtig unterhält. […]

(Marie Anderson, 27. Mai 2010, http://www.kino-zeit.de/filme/rien-ne-va-plus-tv-tipp-der-woche)

Credits

Darsteller*innen:

Patrycia Ziolkowska, Mehdi Moinzadeh,
Ariella Hirshfeld, Lars Rudolph,
André Hennicke, Eray Egilmez,
Susanne Buchenberger, Markus Stein,
Robert Varga, Moritz Dirks,
Beatrix Gräfin von Lynar, Birgit Tanner,
Matl Findel, Jessica Fordan,
Uwe Quilitzsch, Martin Zillmann

Erzählstimmen: Ariella Hirshfeld, Ulrich Matthes

Team

Drehbuch, Regie, Schnitt: Katja Pratschke, Gusztáv Hámos

Regieassistenz: Martin Zillmann

Fotografie: Gusztáv Hámos

Ausstattung: Nora Kühnel-Bates

Kostüm: Lucie Bates

Maske: Dana Hesse, Anna Peppler

Casting: Watergate Casting, Barbara Schultze und Antje Mißbach

Original Musik: Mick Harvey, Published by Birthday Party PL/Freibank

Ton: Ed Cantu, Jürgen Arne Klein

Mischung: Martin Steyer

Produktion: Katja Pratschke

Co-Produktion: Living Films O.H.G, Gergana Voigt

Förderung: BKM, Filmstiftung NRW, Medienboard Berlin-Brandenburg

Unterstützung: I.N.A. Fotolabor Berlin, Stiftung Zurückgeben, Frankfurter Stiftung Maecenia für Frauen in Wissenschaft und Kunst, Ulrich Hagel Fotografie.

Projektionen

Auswahl

Libken Sommerkino, 2018

Focus Section Silvestre: Katja Pratschke & Gusztáv Hámos, Indie Lisboa 2017

»L’evento immobile« – Casa Masaccio, San Giovanni Valderno, 2011

»Photofilm« – Yerba Buena Centers of the Arts, San Francisco, 2012

»Photofilm« – National Gallery of Art Washington, 2012

»Still-Story« – Fotokuu Tallinn, Monat der Fotografie, 2011

»Photofilm« – Tate Modern London, 2010

Berlin & Beyond, San Francisco, 2007

LA BIENNALE DI VENEZIA – 63. Mostra internazionale d’arte cinematografica, 2006

Archipelago, Festival of Short Films and New Images, Rom, 2006

Curta Cinema, Rio de Janeiro, 2006

»Fotofilm« – Filmfest Dresden, 2006

»Fotofilm« – Museum für Fotografie, Arsenal Berlin, im Rahmen des Monats für Fotografie, 2006

»Fotofilm« – Kunsthochschule für Medien Köln, 2006

»Fotofilm« – HfbK Hamburg/Metropolis Hamburg, 2006

»Fotofilm« – Deutsches Filmmuseum Frankfurt am Main, 2006

Königinnenwege – Frankfurter Kunstverein, 2005